Erinnerungen an Julius Ankele

Erinnerungen an Julius Ankele zum hundertsten Todestag
Herbert Burkhardt

Im Nachruf anlässlich des Ablebens von Julius Ankele am 7. Mai 1913 schrieb das „Mannheimer Tagblatt“: „…er war kein Stürmer und kein Dränger, kein Phrasenmacher, kein Poseur, kein Aufschneider, kein Salonmensch. Sein gerades Wesen, kurz angebunden und frei von Manieren, hatte etwas von einem Holzschnitte, dem aber nicht die Wärme, nicht das Blut fehlte. Er ging seine eigenen Wege und kümmerte sich nicht viel um andere. Schwieg der Werktag, dann spitzte er sein Ohr auf die Stimmen des Sonntags, und es verging wohl kein freier Tag, den er nicht in der Natur, im Schwarzwalde zubrachte. Er kannte das Gebirge wie nur wenige…“

Fasnacht und andere heimische Bräuche

Fasnacht und andere heimische Bräuche – gestern und heute
Josef F. Göhri, Bleichheim

In der Fasnetlandschaft des schwäbischalemannischen Raumes gibt sicher jeder Narr auf die Frage, ob man die Fasnacht, wenn es sie nicht gäbe, erfinden sollte, ein kategorisches Ja als spontane Antwort. Aber es stellt sich auch hernach die Frage: Brauchen wir die Fasnet in heutiger Zeit überhaupt noch. Ist sie noch zeitgemäß, wo sie manchmal da und dort auf der Bühne der Events den Anspruch erhebt, das Gelbe vom Ei zu sein. Ist der Grundgedanke des Narrseins an Fasnacht im ehrlichen Gemüt der Fasnachtstreibenden überhaupt noch vorhanden?…

Als die alten Zöpfe fielen

Als die alten Zöpfe fielen Aus dem Leben des Wilhelm Leopold Sonntag,
Gründer der Apotheke in Eichstetten.
Herbert Burkhardt

Nachdem in der Orts-Chronik von Eichstetten, Band 1 und 2, Wilhelm Leopold Sonntag als Gründer der Apotheke und deren Anfangsgeschichte ausführlich gewürdigt wurde (Dr. Th. Steffens), möchte der Emmendinger Chronist aus seiner Kenntnis der Sonntag-Dynastien noch Interessantes anfügen.
Wilhelm Leopold Sonntag hatte vor seiner Eichstetter Zeit ein bewegtes Leben voller Höhen und Tiefen, viele geschäftliche Erfolge und leider auch zeitweise familiäre Rückschläge zu verzeichnen.
Von Beruf Apotheker, erwarb er zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder Engelhard Sonntag die Papiermühle in Höfen bei Schopfheim. Engelhard Sonntag war Papiermacher, welche Kunst er in der Markgräfl. Papiermühle zu Niefern bei Pforzheim erlernte und jahrelang ausübte…

Der Hof des Klosters Sölden

Der Hof des Klosters Sölden in Mundingen
Heiner Eckermann

Im Jahre 1090 gründete der Heilige Ulrich in Bollschweil ein Frauenkloster. 25 Jahre später (1115) wurde dieses Kloster nach Sölden verlegt. Durch Schenkungen gelangte es alsbald zu einem beträchtlichen Besitz. Dazu gehörte auch ein Hofgut in Mundingen. Seit dem Jahre 1581 war das Kloster St. Marcus zu Sölden dem Kloster St. Peter im Schwarzwald unterstellt. 1598 wurde es dann in die Abtei St. Peter inkorporiert. Bereits im Tennenbacher Güterbuch von 1341 sind die Mundinger Besitzungen von Sölden durch Angrenzer-Nennungen wiederholt fassbar. Wie das Kloster zu diesem Hof gekommen ist, lässt sich aus den vorliegenden Akten nicht ersehen. Zu irgendeinem Zeitpunkt hatte man dann den Hof als solchen aufgegeben und die dazugehörigen Äcker, Matten und Gärten an verschiedene Lehensnehmer vergeben…

Emmendinger Marktgeschichte(n)

Emmendinger Marktgeschichte(n)
zusammengestellt und erläutert von Herbert Burkhardt

Erst die herrschaftliche Verleihung der Marktrechte konnte in früheren Jahrhunderten einem aufstrebenden Ort die Möglichkeit zu einer gedeihlichen Entwicklung verschaffen. Die Marktrechte waren nicht unbedingt an den Besitz von „Stadtrechten“ gekoppelt. Diese Situation bestand in Emmendingen, das bis 1589 den Status eines Dorfes inne hatte.
Die neuen Eigentümer der Markgrafschaft Hachberg, ab 1415, sahen gleich die Erfordernis einer solchen Einrichtung zur Aufwertung der Struktur, die bisher rein landwirtschaftlich und kriegstechnisch ausgerichtet war. Handel und Handwerk mussten in Bewegung kommen, kurz: die Einrichtung eines Marktes brachte allen Beteiligten dauerhafte Vorteile, sowohl der Herrschaft, als auch den Bewohnern.
Somit erhielt das anno 1418 zum Marktflecken erhobene Dorf Emmendingen das Recht, jeden Mittwoch einen Wochenmarkt und alljährlich am Martinstag (11. November) einen Jahrmarkt abzuhalten…

D’ Liesel ufem Westend-Kriegspfad

D’ Liesel ufem Westend-Kriegspfad
oder: Die zweckentfremdete Milchkuh
Bernd Hagenunger (aus seinem Buch „Rund um den Eichbergturm“)

Fasent 1953: Wie alli Buebe hab halt au ich mit mine acht Johr Bosse im Kopf gha.
Mir Burscht sin nach altem Brüch am Fasentmändig durch d Schtroße grännt un hän an alle Kaufläde gizg, gizig … gruefe. Ä bsunders Opfer isch immer Millerbeck gsi, der hän mr nie üsglo. Do isch immer ebis fir uns Burscht rüs gä wore. Sini Brätschle sin mr au hit noch die liäbschte.
Un vun däm schene Schpiel eweg hab ich zum z Mittagässe go miäße. Des het mr zwar arg pfupferet. Aber ä rächts Fasents-Ässe hets gä, Herdepfelsuppe un üszogini Häfekiächli, wo mr im Fett bache het. Die sin denno noch mit Zimet un Zucker ipuderet wore. Des Ässe het mi schu ä weng besser gschtimmt…

Vor nunmehr 200 Jahren:

Vor nunmehr 200 Jahren: Diebstahl in Gundelfingen

Mittwoch Nachts den 27ten v. M. sind aus dem Engelwirtshause zu Gundelfingen durch zwey daselbst Nachtherberge suchende Personen, einer Manns- und einer Weibsperson, angeblich von Bleichheim, folgende Effekten entwendet worden:
1. Ein gut barchetes Deckbett;
2. Zwey ditto Kissen. Das Deckbett ist mit einem halbkelschenen Anzug mit großen Würfeln und etwas rothem Garne eingefaßt; desgleichen ist der Anzug des einen Kissen, der Anzug des andern Kissen ist halbblau und gedruckt…

Schattenseiten

„Schattenseiten“
Vorwort zum nachfolgenden Artikel über „Das Hütekinderwesen…“
Herbert Burkhardt

Verdingt, verdrängt, verschwiegen – in der Schweiz seit wenigen Wochen ein aktuelles Thema der Medien. Unser Nachbarland musste sich bei den Opfern offiziell entschuldigen.
Es geht um tausende „Verdingkinder“, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein auf Bauernhöfen und in Heimen ausgebeutet wurden. Die ganze Sache ist noch nicht abgeschlossen…

Hütekinderwesen im badischen Schwarzwald

Das Hütekinderwesen im badischen Schwarzwald
Marie Schloß
(Emmendingen/Karlsruhe)

Wenn der Sommer gekommen ist und mit ihm dieSommerferien, dann zieht es Hunderte aus der staubigen, heißen Stadt hinaus nach den grünen frischen Schwarzwaldhöhen.
Die Wangen der blassen Stadtkinder röten sich im Voraus in freudiger Erwartung. Ob man wohl den Hansjörg wieder treffen wird, den derben Hüterbub mit den roten borstigen Haaren, mit dem man sich vergangenen Sommer angefreundet hatte? In vielen jungen Herzen mag der geheime Wunsch erwachen, der auch die Sehnsucht meiner Kinderjahre gewesen ist: „Wenn ich doch auch so ein Hütekind wäre und draußen auf der Weide sein dürfte und so wenig lernen müsste!“ Diese Sehnsucht ist bei mir schon lange erloschen; aber mein Interesse an den Hütekindern ist geblieben. Deshalb habe ich auch die mancherlei Verhandlungen der letzten Jahre verfolgt…